Der sterbende Schwan

Ich will dir etwas erzählen. Das Phänomen vom sterbenden Schwan. Die Zeit heilt alle Wunden, sagt man.

Doch Zeit erkennt keinen Schmerz. Zeit existiert, Zeit läuft, Zeit endet. Und Zeit heilt die frischen klaffenden Wunden. Doch Narben bleiben und die Zeit bleibt stehen. Es fühlt sich wie ein Fallen an. Ein tiefer nicht enden wollender Fall, verbunden mit Ungewissheit, verbunden mit Angst. Der unendliche Schmerz, zugefügt durch Menschen, die agieren. Und man fragt sich, wann hört das nur auf. Man bekommt keine Antwort, man erhält nur Stille.

Die Zeit ist mir keine Antwort schuldig, denn schuldig nach Antworten bist mir nur du. Die Fragen, sie drücken, sie stechen. Sie lauern an ungewöhnlichen Orten und engen mich ein, so wie meine Brust sich fühlt. Eingeengt und abgeschnürt. Und ich kämpfe dagegen an, mir fehlt die Luft zum Atmen. Ich schnappe danach, meine Lunge sie bebt, doch der Druck gibt nicht nach. Und ich realisiere diese Worte, ich spüre diesen Schmerz. Ich fühle den Schock und empfange die Trauer. So leise gekommen, so laut weitergemacht.

Ein tosender Sturm der Splitter spuckt. Splitter meines zertrampelten Herzens, meiner gebrochenen Würde und meinem letzten Funken Stolz, der in mir wohnte. Mein Vertrauen, zerbrochen wie Eis. Zerschlagen wie Glas, brüchig in meinen Händen. Die Kälte sie kommt, kriecht empor wie krabbelnde Käfer, ummantelt mich heimtückisch, lässt mich nicht mehr los. So wie meine Gedanken. Sie brennen im Feuer, im Feuer der Angst. Und ich frage dich, wie du das gemacht hast. Wie meine Hoffnung in Schmerz verwandelt wurde. Wie sich mein letztes bisschen Stolz in pure Panik verwandelte. Wie es mich gebrochen hat.

Wir haben uns selbst ins Aus katapultiert. Der Mensch der fehlt, die Erinnerung die bleibt. Ein ewiges Spiel, erfunden um zu spüren, wie schrecklich real das Leben doch zu sein vermag. Und die Bilder sie prasseln nieder, wie dicke Tropfen, voll flüssiger Pein. Man vertraut, man verliert. Man büßt und erkennt.

Doch der sterbende Schwan schwimmt weiter und glaubt an sein Glück.

Schmerz

Süßer Schmerz wie er noch nie da war. Kalt wie Eis und frei von jeglichen Anzeichen der Erlösung. Nie für möglich gehalten und doch wahrhaftig. Hier im Sein, kaum auszuhalten. Wie nach Luft schnappende Lungen, schreiende Seelen, verbrannte Hoffnungen und stechende Schmerzen. Nie für möglich befunden, nur als Metapher angesehen. Doch schließlich erworben in Form von purer Angst.

Diese Angst, sie kriecht empor wie Insekten, die ihre Grashalme erklimmen. Nie als wichtig angesehen, jetzt jedoch wichtiger als alles andere. Und schweigen ist unmöglich, die Schreie im Inneren verzerren sich, beginnen sich zum Echo zu verbünden. Niemals für relevant erklärt, jetzt jedoch ist es nackte Realität. Viele quälende Fragen und die Suche nach den passenden Antworten, schmerzende Gedanken, bohrende Worte und lange Nächte. Angst, die Schwester von Panik, die Emotion der Grübler.

Verluste vermeiden, ein Urinstinkt der unsere Gefühle beeinflusst, wie es sonst nichts beeinflussen könnte. Denn Liebe ist härter als jeder Stein, schwerer als jede Maschine und komplizierter als jede Formel. Länger als jeder Weg, anstrengender als jeder Lauf und verwirrender als jeder Irrgarten. Nie so gefühlt, nie wieder so fühlen. Gedanken, Gefühle, Momente. Abgeschnürte Luft, das Gefühl eingesperrt zu sein, innere Machtkämpfe der Verzweiflung, alles bebt. Nie so erfahren, jetzt mittendrin.

Seelenruf

Ich weiß nicht, wo der Tag dich hinführt.

Ich weiß nicht, was die Nacht dir bringt.

Alles was wir je hätten sein können verschwimmt vor unseren Augen, weil wir die Realität für echt und einzig richtig zu wissen glaubten.

Alles was wir je hatten, es war ein Rausch. Einer, der die Wirklichkeit hätte sein können, doch wir haben sie vertuscht. Dieser Rausch bestätigt alles, alles was wir sind und je sein werden. Es hätte diesen nie gegeben, wäre da ein Nichts. Und es wären keine Reaktionen auf passierte Wahrhaftigkeiten erfolgt, einfach so. Es hätte sie nie gegeben.

Man geht nicht um wieder zurückzukommen, es sei denn man muss. Wegen diesem unsichtbaren starken Bann, der einen zu verschlingen droht. Weil da sonst ein Loch wäre. Ein tiefer schwarzer Sog und pure Leere. So fühlt es sich übrigens an wenn man leidet. Oder sich sehnt. Und das Sehnen, es war das Wir. Das Zurückschrecken die Reaktion auf Vernunft. Die Schwester von Angst. Und Angst kennt keine Grenzen, nur Tränen. Die rinnen wie Salzbäche gegossen aus purem Leid. Aus zerrissenen Gedanken und einsamen Klängen unserer Seelen. Man kehrt nicht mehrmals zurück um nur kurz zu bleiben. Man fühlt. Und dieses Phänomen lässt uns leben und handeln. Kreisen, irren. Suchen und finden. Macht graue Schleier zu bunten Tüchern, lange Tage zu kurzen Nächten. Und vor allem zwei einzelne sich zurufende Seelen zu einem großen Ganzen.